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Salsa - Geschichten:

Vom Rhytmustrottel zum Salsatanzbär

- Episode 1 -

(FORTSETZUNG: HIER gehts zur 2. Episode)

Ja, wie begann es denn eigentlich mit dem Salsatanzen?

Hier eine Geschichte von unserem Leser C. Domingo aus Leverkusen:

Jeder hat da so seinen speziellen Start, den er mehr oder weniger genüßlich jedem erzählt, der ihn danach fragt. Bei mir war es eine Salsa CD, die mir damals eine liebe Großtante schenkte. Ich hörte sie immer, wenn ich mir meine Teneriffa Urlaubsfotos, die in Diapositiven verwahrt waren, ansah. Da war diese Insel mit ihrer Natur und Menschen, die spanische Sprache und die Tatsache, dass die Kanaren seit jeher mit Lateinamerika stark verknüpft waren.

Nach mehr als 10 Jahren, die ich diese CD ständig hörte, ohne mir gewahr zu werden, wer denn eigentlich die Interpreten wären und geschweige denn, wie man auf diese Musik tanzen sollte, kam ich mit meiner damaligen Freundin zufällig in so eine Salsateca in Köln-Ehrenfeld. Die Innenausstattung (spartanisch wäre wohl luxuriös gewesen) und das Ambiente hatten eine Atmosphäre der Geschäftigkeit und Konzentration. Überall wuselte und drehte es sich. Männer und Frauen gleichermaßen.
Komplizierte Tanzschritte und Handgriffe, wobei die Paare sehr eng beieinander standen. Wir suchten ein Plätzchen zum Hinsetzen und schließlich fanden wir da noch zwei alte Stühle, die wohl vom Sperrmüll stammten. Alles in allem fühlten wir uns aber wohl und beobachteten das Szenario. Meine Freundin, eine sehr hübsche Frau übrigens, wurde prompt nach wenigen Sekunden zum Tanzen aufgefordert. Ich blieb sitzen und hoffte den Tänzern ein paar Schritte abschauen zu können. Doch weit gefehlt. Mein Blick irrte hektisch von einem zum anderen. Jeder machte etwas anderes. Manche bewegten sich fast gar nicht vom Platz. Das war besonders bei unsern schwarzen Freunden zu sehen. Doch ihre Geschmeidigkeit überwältigte mich und ließ mich Glauben machen, dass man dazu geboren sein müsste. Andere wirbelten gekonnt ihre Dame in vielfachen Drehungen durch den Raum, woraufhin sie ihren Partner mit Verzückung anlächelte, da sie sich wohl sehr gut bedient fühlte.

Ich blieb sitzen. Ich traute mich nicht eine Frau aufzufordern. Denn: ich kannte nicht einen einzigen Tanzschritt, noch hörte ich den Takt. Es war mir so, wie immer, wenn ich unbewußt Salsa hörte: Percussion im Überfluss. Verschiedenste Schlaginstrumente intonierten den Takt. Naja, ich war noch guter Dinge und tröstete mich, dass ich ja etwas für´s Auge hätte. Doch die Abwesenheit meiner Freundin nervte mich ein wenig. Ihr Tanzpartner klebte nun schon verdächtig nahe an ihr und ich merkte einen Anflug von Eifersucht. Viel lieber hätte ich jetzt mit ihr getanzt, doch ich wußte ja nicht wie.

Der Abend ist kurz erzählt. Nachdem meine Freundin alle möglichen Salsafiguren getanzt hatte und sie verschwitzt zu mir kam, da war ich der Meinung, sie könne mir ja nun zeigen wie es geht. Doch sie stellte nur lapidar fest, dass der Mann alles führen müsse und sie gar keine Ahnung hätte, wie das denn geht. Toll! Da stand ich nun in meinem anfänglichen Eifer. Wir versuchten es zwei drei Tänze, doch es klappte nicht. Damit der Abend nicht in Streiterei enden sollte, entschlossen wir uns noch irgendwo anders hin zu gehen, wo man frei zappeln kann. So lagen wir uns spät in der Nacht doch noch in den Armen und ich hatte schon wieder fast alles vergessen. Ja, fast alles. Aber eben nicht alles. Ich wollte gerne Salsa lernen! Ich bewunderte die vielen Tanzpaare, die unbekannte Schritte und Figuren tanzten und sich dabei oft sehr innig anschauten. Der Entschluß war gefasst. Doch, wie in die Realität umsetzen? Mit meiner tanzbegeisterte Freundin war bald schon wieder schluss und ich war alleine. Was blieb mir anderes übrig, als Eintänzer in die Salsatheca zu gehen. Und nun nimmt die Tanzgeschichte ihren Weg.

Am Anfang, hörte ich gar keinen Takt. Ich wußte (besser: hörte) nicht wann man einsetzt, geschweige denn wann man welche Aktion macht (Drehungen usw.). Manchmal wurde ich von einer wildfremden Frau aufgefordert. Doch dann kam das Drama. Ich machte oft den Eindruck, als wenn ich von einer Sache gut Bescheid wüßte, jedenfalls glaubten das oft die Damen. Doch wenn sie spürten, dass ich unsicher war und eigentlich gar nicht so recht einen Plan im Kopf hatte, was ich denn mit ihnen anfangen sollte, da verfinsterte sich manchmal das Gesicht und ich hatte das Gefühl, dass sie mir regelrecht böse waren, dass es nicht klappte. Wieder andere waren so lieb und nett und sagten mir, dass es ihnen egal sei und sie nur Spaß haben wollen und "...jeder mal klein angefangen hat". Diese Augenblicke waren magisch und trösteten mich ungemein. Denn nicht selten bin ich absolut gefrustet nach hause gefahren und hatte schon mit dem Gedanken gespielt aufzuhören. Doch da war so eine undefinierbare Kraft, die mich zum Weitermachen aufforderte. Waren es die Musik, die Frauen oder die Tanztechnik. Oder war es alles zusammen? Ich weiß es nicht. Natürlich gab es schon so manche erotische Begegnung, die mir das Blut in den Schoß fließen ließ. Doch je nach Tanzpartnerin war es unterschiedlich.

Nach kurzer Zeit sah ich ein, dass alleine durch Zusehen und Lernen durch Versuch und Irrtum mein Tanztraum sich nicht verwirklichen lassen würde. Die wenigsten Frauen waren in der Lage mir etwas beizubringen! Manche kannten noch nicht einmal den (oder einen) Grundschritt. Sie sprachen ständig etwas von Gefühl und dass sie darüber nicht nachzudenken bräuchten. Und ich glaubte ihnen! Über wie viele Berge muß man Wandern, um an sein Ziel zu kommen? Keine Ahnung. Noch nicht einmal jetzt weiß ich es.

Ich bin nicht immer sehr selbstsicher in den Dingen, die ich tue. So war es zwar sehr einfach eine Dame aufzufordern, doch dann mit ihr zu Tanzen war alles andere als einfach. Die Angst zu versagen und es ihr nicht recht zu machen waren bedeutend. Es fing schon mit dem ersten Schritt an. Da ist es so, dass die Frau schon ganz alleine loswippt und ich gar nicht weiß, wo der Takt liegt. Ich mußte erst einmal reinhören. Ich merkte die Ungeduld der Frau. Sie gab mir das Gefühl des "na! Hörst du den Takt nicht? Oder willst du noch lange warten?"
Schlicht und einfach gesagt, sie machte mich nervös.
Um nicht schlecht auszusehen, begann ich einfach loszulegen. Und siehe da. Ich war total außer Takt. Klasse. Ich merkte es schließlich auch, doch der erste artikuliert Satz kam von der Frau: "Du bist außer Takt!" Dieser Satz verfolgte mich bis in meine Träume. Er war so, als wenn die Vorsteherin eines Internats (z.B. Frau Rottenmeier) mit erhobenem Zeigefinger und ernster Miene mir einen bösen Verstoß gegen die Regeln des Hauses vorwarf. Sie kannte kein Pardon und Fehler müssen hart bestraft werden. In meinem eigenen Streben nach Perfektion und Harmonie traf mich dieser Vorwurf immer sehr. Doch was konnte ich denn dafür, wenn meine Beine noch nicht im Takt mittrampelten und ich durch das Führen der Frau und benachbarte Tanzpaare ständig abgelenkt wurde. Und immer wieder mußte ich mir anhören, dass wenn man mit Gefühl tanzt, alles besser geht. Naja...

Mit dem Takt kämpfte ich wirklich lange. Und ich half mir, indem ich zählte! Ja, ich zählte! Tag ein, Tag aus zählte ich und wurde schon fast irre. Wenn ich einer Dame das erzählte, dann kam den Vorwurf, dass wenn man nach Gefühl tanzt, man gar nicht zählen müsse. Naja...

Da waren häßliche-nette, hübsch-zickige, häßlich-unsympathische und hübsch- sympathische... Frauen, die ich im Laufe der Zeit kennenlernte. Anfänglich wollte ich es immer meiner Partnerin (ich tanzte mit fast allen) so recht wie irgend möglich machen (tue ich übrigens zum Teil immer noch) und merkte doch sehr deutlich, dass so mancher Tanz mir überhaupt keine Freude bereitete. Doch ich wollte lernen. Ich lernte, dass es darauf ankommt, wie man sich verkauft und wie man seine Tanzpartnerin auszuwählen hat (der erste Eindruck ist auch hier der richtige, meist). Ich besuchte alle möglichen Schnupperkurse und schließlich auch Workshops, um Tanzschritte und Figuren zu lernen. Und es machte sich bezahlt. Das Gerüst aus Grundschritten (es gibt mehr als einen!) und Schrittkombinationen, Figuren und Drehungen gaben mir die Sicherheit und das Selsbstvertrauen gegenüber auch unsicheren Personen. Ja, unsicheren Frauen. Eine Spezies, die erst einmal dem Mann die "Schuld" gibt und wenn man sie aber überzeugt hat, dass man doch im rechten Takt tanzt, ganz leise schnurren und zufrieden wieder die Tanzfläche verlassen.

Ich denke, ich habe über das Salsatanzen viel zu mir selber gefunden und festgestellt, dass es auch "nur" ein Spiegel der Gesellschaft ist. Es ist ein faszinierender Tanz und unendlich in dem, was man machen kann, doch auch hier gelten die üblichen Gesetze zwischen den Geschlechtern und Personen. Territorialität eingefleischter Salser(a/o)s, Neid, Haß und Mißgunst gegenüber ungeliebten Personen, Zuneigung, Freundschaft, Großzügigkeit und Sensibilität gehören allesamt in einen Salsaabend und ich könnte die Liste unendlich weiterführen.

Wie  gehe ich mit meinem Partner um? Was will ich von ihm, wenn ich tanze? Was tanze ich und wie führe ich es? Wie mache ich es mir selber recht und wie gehe ich mit meinen Fehlern um? ...viele, viele Fragen, die jeder für sich selber beantworten kann. Doch ich gebe auch zu, dass es genügend Leute gibt, die sich nicht so viel Gedanken um dieses Thema machen. Nach zwei Jahren, die ich nun tanze, bin ich ruhig geworden und habe meine Prinzipien gefunden. Doch für alle, die es auch nicht leicht gehabt haben, mögen meine Schilderungen Bestätigung und Erleichterung geben, dass sie nicht alleine so fühlen und denken. Viele Vorurteile geistern in den Köpfen der Menschen herum. Man muß sie überprüfen und feststellen, dass viele nicht stimmen. Man muß es ausprobieren. Man muß mit "hübschen" und "häßlichen" Frauen tanzen und schließlich für sich feststellen, wer am besten zu einem paßt und wie man am meisten Spaß haben kann. Dabei entwickeln wir uns weiter und vorallem werden wir ruhiger und ausgeglichener...

© C. Domingo / www.vivasalsa.de

NEU: FORTSETZUNG: => HIER gehts zum Teil 2

....und HIER zur neuesten Salsa-Geschichte

Wie bist Du zum Salsatanzen gekommen ? Oder was hast Du interessantes erlebt ? Vielleicht sogar den Partner für´s Leben gefunden ?

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